Frieren beim Surfen – Die Unterkühlung

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Du bist Kaltwasser Surfer oder planst einen Coldwater Trip? Dann solltest du dich gut mit dem Frieren beim Surfen auskennen. Denn die Unterkühlung ist eine unterschätzte Gefahr für Surfer. In diesem Beitrag erfährst du alles, was du über die Unterkühlung beim Surfen wissen solltest.

Warum solltest du Dich mit dem Frieren beim Surfen und der Unterkühlung gut auskennen?

Wenn du kein Aussteiger mit einer Strandbar auf Bali und kein Surflehrer in Costa Rica bist, dann gehört lästiges Frieren beim Surfen für dich ziemlich sicher zur Surfrealität dazu. Schließlich sind die Wellen an den Küsten Europas nur im kalten Winter richtig gut.

Doch Frieren beim Surfen ist nicht nur nervig – eine Unterkühlung kann eine ernste Gefahr für dich sein. Im schlimmsten Fall kannst du sogar an einer Unterkühlung sterben!

Daher wirst du in diesem Beitrag erfahren, wie dein Körper überhaupt auf Kälte reagiert. Außerdem wirst du die Anzeichen einer Unterkühlung kennen lernen. So kannst du in Zukunft die Warnsignale deines Körpers erkennen und das Wasser verlassen, bevor es zu spät ist.

Natürlich wirst du auch erfahren, wie du einem unterkühlten Surfbuddy helfen kannst und wie du einer Unterkühlung durch einige einfache Maßnahmen vorbeugen kannst.

Frieren beim Surfen ist im kalten Meer Wasser in den kraftvollen Wellen des atlantischen Ozeans normal. Es kann zur Unterkühlung kommen.
Im kalten Winter zeigt sich der atlantische Ozean endlich von seiner kraftvollen Seite.
Bild: Malte Buck, @outografie

Wie reagiert dein Körper auf Frieren beim Surfen?

Nur wenn deine Körpertemperatur zwischen 36 – 37 °C liegt, kannst du optimal paddeln, surfen und denken – wichtige Voraussetzungen, um Spaß zu haben und Verletzungen zu vermeiden. 

Doch als Surfer kannst du sehr leicht unterkühlen. 

Denn durch das Eintauchen deines Körpers in kaltes Wasser kommt es zu einer ausgeprägten Kälteeinwirkung. Das Problem: Die Temperaturleitfähigkeit von Wasser ist 20-30 x höher als die von Luft. Daher wird deinem Körper die Wärme regelrecht entzogen. Sogar in tropischem Wasser (über 23°C) verliert dein Körper Wärme.

Wenn dir dann noch ein kalter Wind um die Nase weht, wird die Kälteeinwirkung zusätzlich verstärkt.

Dein Körper reagiert auf eine starke Kälteeinwirkung auf zwei Arten: Die „Zentralisierung“ des Blutkreislaufs und das Kältezittern. 

„Zentralisierung“ des Blutkreislaufs

Zum einem kommt es zu einer „Zentralisierung“ des Blutkreislaufs. Das heißt, dein Körper versucht die Wärme im Körperzentrum zu speichern. Dafür ziehen sich die Blutgefäße der Haut und später auch die tieferliegenden Blutgefäße im Bereich der Hände, Füße, Nase und Ohren zusammen. Denn diese Körperteile haben eine große Oberfläche und du verlierst viel Wärme über sie. Werden sie weniger gut durchblutet, so werden sie kälter. Dadurch wird der Temperaturunterschied der Körperoberfläche zur Umgebung kleiner, und dein Körper verliert weniger Wärme.

Kältezittern

Zum anderen kommt es zum Kältezittern. 

Der Mechanismus ist einfach: Damit deine Muskulatur überhaupt Energie zum Arbeiten hat, werden Kalorien „verbrannt“. Dadurch entsteht als Nebenprodukt Wärme. Du kennst das Phänomen davon, dass dir beim Sport durch die vermehrte Muskelarbeit heiß wird. 

Diesen Mechanismus macht sich dein Körper als natürliches „Wärmekraftwerk“ bei Kälteeinwirkung umgekehrt zu Nutze: deine Muskulatur zittert unwillkürlich und wandelt Energie in Wärme um. 

Starker Wind, zum Beispiel Offshore, und langes Warten bei einem langperiodigen Swell lassen den Surfer beim Surfen frieren und erhöhen die Gefahr für eine Unterkühlung.
Starker Offshore und ein langperiodiger Swell bedeuten perfekten Surf, lassen dich aber besonders schnell frieren.
Bild: Malte Buck, @outografie

Die Unterkühlung

Das erste Zeichen einer drohenden Unterkühlung ist, dass du frierst. 

Frieren beim Surfen ist ein wichtiges Warnsignal deines Körpers. Es tritt bereits dann auf, wenn du noch nicht unterkühlt bist, jedoch eine Unterkühlung droht. Jetzt bist du noch im Besitz deiner vollen körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Du solltest das Gefühl ernst nehmen und darüber nachdenken, bald an Land zu gehen.

Bleibst du im Wasser – weil die Wellen einfach zu gut sind – wird dein Körper unweigerlich weiter abkühlen.

Ab einer Körperkern-Temperatur von unter 35° C spricht man von einer Unterkühlung (Hypothermie). 

Wenn du erst einmal unterkühlt bist, funktionieren dein Körper und dein Gehirn nicht mehr so gut, wie du es gewöhnt bist. Was genau dann passiert, erfährst du in den nächsten Abschnitten.

Stadium I: Frier-Reaktion

Zwischen 35°C und 32°C Körpertemperatur kommt es zur Phase der Frier-Reaktion. 

Typische Zeichen dieser Phase sind unkontrollierbares Zittern, blasse, bläulich-graue Haut und die Zunahme der Atem- und Herzfrequenz. 

In dieser Phase ist das Risiko für ernstzunehmende Verletzungen bereits deutlich erhöht.

Denn durch das Zittern ist deine Koordinationsfähigkeit eingeschränkt und durch die „Zentralisierung“ des Blutkreislaufs werden Deine Hände und Füße taub. Außerdem wird die Muskulatur weniger gut mit Sauerstoff versorgt, sodass du weniger Kraft hast.

Dadurch wird es dir nicht nur schwerer fallen, Wellen anzustarten und sicher zu surfen, sondern es wird auch immer schwerer dein Brett bei Duck Dives an den Rails festzuhalten. 

Wenn du das Wasser verlassen möchtest und über Felsen klettern musst, stolperst Du leichter und hast Probleme, Dich und Dein Brett festzuhalten. Selbst das Benutzen des Autoschlüssels kann mit Tauben Fingern fast unmöglich sein – an abgelegenen Orten ist das sehr gefährlich.

Außerdem: Bereits in dieser Phase kann deine Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen, eingeschränkt sein. Dadurch fällt es dir auch schwerer, vernünftig zu sein und das Wasser zu verlassen.

Doch spätestens, wenn die typischen Zeichen der Frier-Reaktion auftreten, solltest du unbedingt an Land und Dich schnell aufwärmen – selbst wenn das bedeutet rein zu paddeln und nicht noch auf „eine letzte gute Welle“ zu warten.

Stadium II: Erregungsabnahme

Unter 32°C bis 28°C kommt es zur Phase der Erregungsabnahme.

Typisch sind Verwirrung und Orientierungslosigkeit, die mit sinkender Temperatur in Schläfrigkeit und Teilnahmslosigkeit über gehen. Außerdem hört das Kältezittern jetzt auf und die Muskelschwäche nimmt zu. Dein Herzschlag und deine Atmung werden langsamer.

In diesem Stadium kannst du körperlich und geistig nicht mehr angemessen auf Probleme reagieren und du bist auf fremde Hilfe angewiesen.

Die Wahrscheinlichkeit, in der Brandung zu ertrinken, ist nun sehr hoch. 

Übrigens: Bei Schiffbrüchen in kaltem Wasser ertrinken die meisten Menschen lange bevor sie an der Unterkühlung versterben können. Die Kälte raubt ihnen die Kraft und sie können ihren Kopf nicht mehr über der Oberfläche halten.

Stadium III: Lähmung

Unter 28° C kommt es zur Phase der Lähmung. Du bist bewusstlos und kaum oder gar nicht erweckbar. Das Risiko für Herzrhythmusstörungen und das Aussetzen des Herzschlags ist hoch.

Stadium IV: Scheintod

Unter 24° kommt es zur Phase des Scheintods. Weder Puls noch Atmung sind von außen feststellbar und dein Herz schlägt sehr langsam. Eine Wiederbelebung ist jedoch in manchen Fällen noch möglich.

Stadium V: Tod

Setzen Atmung und Herzschlag ganz aus, so wird dein Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Hält dieser Zustand lang genug an, kommt es zum endgültigen Hirntod.

Kaltwasser Surfer vor dem Sonnenuntergang
Die Unterkühlung beim Surfen kann in seltenen Fällen tödlich sein.
Bild: Malte Buck, @outografie

Wer ist besonders gefährdet für eine Unterkühlung beim Surfen?

Geringes Körpergewicht

Schlanke und kleine Surfer mit wenig Fett unter der Haut kühlen schneller aus als kräftige, große Surfer. Denn Körperfett bildet eine hervorragende, natürliche Isolationsschicht. In der Natur können Wale und Robben dank einer dicken Fettschicht ohne Probleme (und ohne Wetsuit) in arktischen Gewässern überleben. 

Schwere Surfer haben außerdem größere Energiespeicher, die für die Wärmeproduktion eingesetzt werden können. Daher ermüden sie trotz der Energieverbrennung beim Kältezittern weniger schnell.

Also: ruhig ein paar Teller mehr essen, bevor du nach Irland fliegst.

Kleiner Surfer mit warmem Wetsuit, Wetsuit Haube, Wetsuit Schuhen und Wetsuit Handschuhen schaut auf die kalten Winter Wellen.
Gerade kleine Surfer wie dieser Grom unterkühlen schnell – warme Ausrüstung ist für sie daher besonders wichtig.
Bild: Malte Buck, @outografie

Alkohol

Alkohol lässt Dich die Kälte weniger stark wahrnehmen – „das wärmste Jäckchen ist das Cognäckchen“.

Doch das Gefühl trügt. Denn Alkohol führt zu einer Erweiterung der oberflächlichen Blutgefäße, sodass dein Körper schnell viel Wärme über die Körperoberfläche verliert. Deshalb erhöht Alkohol das Risiko für eine Unterkühlung beim Surfen deutlich und sollte keinesfalls unterkühlten Surfern gegeben werden. Dem Frieren beim Surfen solltest du nicht mit Alkohol vorbeugen.

Wie kannst du einem unterkühlten Surfbuddy helfen?

Frühe Frier-Phase

Am besten bemerkst du möglichst früh, dass dein Surfbuddy eine Unterkühlung beim Surfen bekommt. 

Achte dafür nicht nur bei dir, sondern auch bei deinen Surfbuddys auf die Anzeichen einer Frier-Reaktion: unkontrollierbares Zittern, häufige Wipeouts, blasse Haut und blaue Lippen.

Hilf dem Betroffenen möglichst schnell und sicher das Wasser zu verlassen, auch wenn er sich des Ernstes der Situation vielleicht gar nicht bewusst ist. 

Unterstütz ihn beim Aufwärmen, zum Beispiel beim Ausziehen des Wetsuits und Anziehen möglichst warmer, trockener Kleidung. Übermäßige Bewegungen sollten vermieden werden. 

Trockene Wärme und zuckerhaltige, warme Getränke helfen am schnellsten um wieder aufzuwärmen. 

In der frühen Phase der Frier-Reaktion (orientiert, normale Sprache, kann gerade gehen) kann sich dein Surfbuddy in einer warmen Umgebung und mit ausreichend Energiezufuhr meistens noch selbst aufwärmen.

Eine kalte, perfekte Welle in leerem Lineup. Frieren beim Surfen kann gefährlich sein. Deshalb solltest du achtsam sein und das Wasser rechtzeitig verlassen, um nicht zu unterkühlen.
Mit Beginn der Frier-Phase solltest du das Wasser verlassen – auch wenn Schönheiten wie diese Welle ungesurft bleiben.
Bild: Malte Buck, @outografie

Späte Frier-Phase, Phase der Erregungsabnahme, Lähmungsphase

Ab der Phase der Erregungsabnahme (abwesend, schläfrig, orientierungslos, verwaschene Sprache, schwach, unkooridiniert) musst du deinen Surfbuddy wahrscheinlich zuerst aus der Brandung retten. 

Wenn du das liest und nicht weißt, wie du einen bewusstlosen Surfer aus der Brandung retten kannst, solltest du einen Surf Life Support Kurs besuchen. Die Vereinigung „Surfing Medical International“ bietet den Basic Surf Life Support Kurs auch für medizinische Laien an (Basic Surf Life Support Course).

Die folgenden Punkte solltest du dir zur Versorgung eines Unterkühlten unbedingt merken:

  1. Alarmier den Rettungsdienst und ruf Hilfe, sobald ihr es an Land geschafft habt. Denn der schnelle Transport des Unterkühlten in ein Krankenhaus hat Vorrang vor allen Maßnahmen zur Wiedererwärmung. Nur im Krankenhaus kann warme Flüssigkeit über die Venen verabreicht werden und im Fall von Herzrhythmusstörungen sofort reagiert werden.
  2. Vermeide übermäßiges Bewegen des Unterkühlten! Denn durch Bewegungen kann das kalte Blut aus Armen und Beinen zum Herzen gelangen und dort lebensgefährliche Herzrhytmusstörungen auslösen. Deshalb solltest du dem Betroffenen in diesem Zustand den Wetsuit nicht ausziehen.
  3. Schütze den Betroffenen vor Wind und Kälte (Auto, Zelt, Boardbag).
  4. Wenn möglich, schneide den Wetsuit auf. Wenn der Wetsuit entfernt wurde, solltest Du den Unterkühlten abtrocknen, ohne ihn viel zu bewegen. Pack ihn danach gut ein – auch von unten (Mütze, Decke, Alufolie, Isomatte, Boardbag). 
  5. Wenn du keine Schere hast – also meistens – solltest du den Wetsuit lieber anlassen. Trockne den Wetsuit von außen und pack den Betroffenen warm ein, wie oben beschrieben.
  6. Verabreiche, wenn möglich, warme, zuckerhaltige Getränke oder Snacks

Wenn ihr an einem abgelegenen Ort ohne Zugang zu medizinischer Versorgung seid, musst du versuchen den Unterkühlten von außen aufzuwärmen. Eine Autoheizung, ein großes Lagerfeuer, Wärmflaschen unter den Achseln und an der Leiste oder deine Körperwärme (in einem Schlafsack) können helfen. Durch Aufwärmmaßnahmen sollte der Transport in ein Krankenhaus nicht verzögert werden.

Scheintod, Tod

Wenn du keine Lebenszeichen wie Atmung oder Herzschlag feststellen kannst, solltest du sofort mit der Reanimation beginnen und diese fortführen, bis professionelle Hilfe da ist und der Betroffene aufgewärmt ist – denn der Betroffene kann sich in der Phase des Scheintods befinden. Da das Gehirn gekühlt ist, kann es deutlich länger ohne Sauerstoff überleben. Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht.

Ein Leitspruch lautet: Ein Patient ist erst dann tot, wenn er warm und tot ist.

Wie kannst du einer Unterkühlung beim Surfen vorbeugen?

Vorbereitung

Du solltest wissen, wie kalt Wasser und Wetter an deinem Surf Ziel sind und deinen Koffer entsprechend packen.

Als Faustregel gilt: lieber mit warmer Ausrüstung übertreiben, als auf Wellen verzichten zu müssen. 

Außerdem ist es möglich, dich zu Hause an Kälte zu gewöhnen (Kälteadaptation). Dafür solltest Du dich regelmäßig der Kälte aussetzen. Dadurch kannst du dein Kälteempfinden verringern und das Frieren beim Surfen tritt später auf. Außerdem wird dein Stoffwechsel angeregt, sodass etwas mehr Wärme entsteht und dein Körper später auf das Kältezittern zurückgreifen muss – und du ein paar Minuten länger surfen kannst! Doch der Preis ist hoch, schließlich gibt es schöneres als jeden Tag in die Eistonne zu hüpfen.

Deutlich leichter sollte dir die Robben-Taktik fallen: Eine kalorienreiche Kost und eine regelmäßige Nahrungszufuhr können dir zu ein Paar Kilo mehr auf den Rippen verhelfen. So kannst Du der Kälte länger trotzen – denk jedoch daran ein Board mit genügend Auftrieb mitzunehmen.

Mit Surfbuddys surfen

Es macht nicht nur mehr Spaß mit Surfbuddys zu surfen, sondern ist auch sicherer – gerade in kaltem Wasser. Denn wenn du schon anfängst dumme Dinge anzustellen und nicht erkennst, dass du beginnst zu unterkühlen, können deine Freunde Dich darauf aufmerksam machen. Sie können dir helfen, wenn du es nicht mehr ans Ufer schaffst oder dein Auto nicht mehr aufschließen kannst.

Außerdem können sie erste Hilfe leisten und den Rettungsdienst alarmieren, wenn du gefährlich unterkühlt bist.

Schöne Welle mit schwerer Lippe in kaltem Wasser. Surfbuddys teilen sich das Lineup. Gemeinsam zu surfen verringert das Risiko, durch eine Unterkühlung beim Surfen zu Schaden zu kommen.
Die Wellen mit deinen Buddys zu teilen macht Spaß und ist sicherer,
wenn du in kaltem Wasser surfen möchtest.
Bild: Malte Buck, @outografie

Vor der Session

Plane deine Sessions kurz und aktiv.

Trage vor dem Surf warme Kleidung, damit du nicht bereits ausgekühlt in den Wetsuit schlüpfst.

Trink genug und iss etwa 2 Stunden vor dem Surf eine kohlenhydratreiche Mahlzeit. Dadurch hat dein Körper genug Kalorien, um ausreichend Wärme zu produzieren.

Bereite warme Kleidung, zuckerhaltige Snacks und einen heißen, zuckerhaltigen Tee vor – so kannst Du dich nach dem Surf besonders schnell wieder aufwärmen.

Ein Surfer beobachtet die Wellen im kalten Meer. Ein starker Wind kühlt schnell aus. Der Surfer trägt warme Kleidung um sich beim Spot Check vor der Kälte zu schützen und beim Surfen weniger zu frieren.
Pack dich beim Spot Check warm ein. So bleibst du im Wasser länger warm und holst alles aus der Session raus.
Bild: Malte Buck, @outografie

Während der Session

Sobald du beim Surfen frierst, solltest du darüber nachdenken zeitnah an Land zu gehen. Jetzt kannst du noch auf ein oder zwei gute Wellen warten. Spätestens wenn du beginnst heftig zu zittern, ständig stürzt und surfst wie ein Kook, solltest du streng mit dir selbst sein. Warte nicht zu lange auf das nächste Set, sondern paddel direkt zurück zum Ufer und wärm dich zügig auf.

Wetsuit

Die Erfindung des Wetsuits im San Francisco der 1950er Jahre durch den Physiker Hugh Bradner und dessen berühmten Freund Jack O’Neill revolutionierte das Surfen. 

Endlich konnte auch in gemäßigten Klimazonen das ganze Jahr über gesurft werden. 

Wir haben Glück, denn der Wetsuit hatte seit seiner Erfindung mehr als ein halbes Jahrhundert Zeit, um sich weiter zu entwickeln. Er wurde wärmer, dehnbarer und haltbarer. Dadurch konnten immer mehr Küsten für unseren Sport erschlossen werden – mittlerweile wird sogar im Winter in Norwegen und Alaska gesurft.

Welche Eigenschaften sollte dein Wetsuit haben?

Je dicker dein Wetsuit ist, desto wärmer ist er. Leider wird er so auch weniger beweglich. Dadurch wird das Paddeln anstrengender und Deine Performance beim Surfen kann eingeschränkt sein.

Die Hersteller geben Wassertemperaturen an, für die das jeweilige Modell geeignet ist. Im Zweifel solltest du dich für die dickere Variante entscheiden, denn abkühlen kannst du dich immer.

Doch neben der Dicke ist auch die Qualität der Verarbeitung wichtig. Die Nähte sollten fast kein Wasser durchlassen und das Material sollte im Bereich der Schultern möglichst dehnbar sein. So kommt kein kaltes Wasser direkt an deinen Körper und du bist beim Paddeln weniger schnell erschöpft.

Ein häufiger Anfängerfehler beim Kauf des Wetsuits ist, dass er zu groß gekauft wird. Bei der Anprobe solltest du richtig ins Schwitzen kommen – dann passt er perfekt. Das Material dehnt sich später beim Tragen noch ein wenig aus.

Gut zu wissen: Wetsuits können mehr, als dich schön warm zu halten. Sie schützen dich auch vor Verletzungen wie Schnittwunden und haben jede Menge Auftrieb.

Daher ist der Wetsuit ein sehr wichtiges Ausrüstungsstück. Es lohnt sich beim Wetsuit Kauf fast immer, einen höheren Preis für gute Qualität zu zahlen.

Wetsuit Schuhe, Wetsuit Haube, Wetsuit Handschuhe trocknen vor dem Kamin - mit ihnen kann Frieren beim Surfen und einer Unterkühlung effektiv vorgebeugt werden.
Schuhe und Handschuhe bewahren dich vor tauben Händen und Füßen.
Bild: Malte Buck, @outografie

Mit Haube, Schuhen und Handschuhen vor dem Frieren beim Surfen schützen!

Dein Körper verliert viel Wärme über Hände, Füße und Kopf. Deshalb macht es Sinn, auch diese Körperteile zu schützen.

Über deine Kopfhaut verlierst Du etwa 7-10 % Deiner Körperwärme. Durch das Tragen einer Haube kannst Du diesen Wärmeverlust verringern. Ein weiterer Vorteil der Haube: weniger kaltes Wasser gelangt an Dein Ohr. So kannst Du nervigen Veränderungen in Deinem äußeren Gehörgang vorbeugen. Alles darüber erfährst Du in meinem Beitrag zum Surfer Ohr.

Über deine Füße und Hände verlierst du ebenfalls viel Wärme. Zum einen helfen dir Schuhe und Handschuhe, länger warm zu bleiben. Zum anderen kommt es erst später zur „Zentralisierung“ deines Blutkreislaufs. Dadurch werden deine Füße und Hände nicht taub und du kannst besser Surfen, beziehungsweise Dein Brett festhalten. Natürlich ist es schön das Board unter den nackten Füßen zu spüren. Doch auf nassen Keksen stehend zu surfen ist immer noch leichter, als auf gefühllosen Eisklötzen. Außerdem schützen Neoprenschuhe dich vor Gefahren am Meeresboden, zum Beispiel dem Seeigel Stich.

Für „Health professionals“, die sich zu diesem Thema fortbilden möchten, empfehle ich die Guideline der Wilderness Medical Society zum Thema Unterkühlung.

Ich freue mich über Kritik, inhaltliche Korrektur oder Ergänzung.

Quellen:

Truhlář et al.: Kreislaufstillstand in besonderen Situationen – Kapitel 4 der Leitlinien zur Reanimation 2015 des European Resuscitation Council. In: Notfall + Rettungsmedizin. Band 18, Nummer 8, 2015, doi: 10.1007/s10049-015-0096-7, S. 833–903

Wilderness Medical Society Clinical Practice Guidelines for the Out-of-Hospital Evaluation and Treatment of Accidental Hypothermia: 2019 Update. Full Text Link: https://www.wemjournal.org/article/S1080-6032(19)30173-5/fulltext.

Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung. Er darf nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden und ersetzt in keiner Weise die individuelle Diagnose und Therapieempfehlung durch einen Arzt. Bitte beachte auch den Gesundheits- und Rechtshinweis und suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt auf.

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