Der Petermännchen Stich – Eines der giftigsten Tiere Europas

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Du bist beim Surfen von einem Petermännchen gestochen worden und möchtest wissen was du tun kannst? In diesem Beitrag erfährst du alles über den Petermännchen Stich – zum Beispiel, warum Surflehrer in Frankreich immer eine Thermoskanne mit heißem Wasser mit zum Strand nehmen.

Was ist ein Petermännchen?

Petermännchen sind längliche Fische mit Giftstacheln im Bereich der Rückenflosse und Kiemen. Sie gehören zu den giftigsten Tieren Europas. Im englischen Sprachraum werden sie „weever fish“ genannt. Die Besonderheit der Petermännchen: Sie besitzen keine Schwimmblase und sinken deshalb zum Meeresboden. Zu ihrer Nahrung gehören Krabben und kleine Fische, denen sie gut versteckt am Meeresgrund auflauern.

Es ist ein Petermännchen mit aufgestellter Stacheln im Bereich der Rückenflosse zu erkenne. Tritt man auf das Petermännchen, kommt es zum Petermännchen Stich.
Gewöhnliche Petermännchen haben Stacheln im Bereich der Rückenflosse um Feinde abzuwehren.
Bild: Hans Hillewaart

Wo leben Petermännchen?

Petermännchen leben entlang der afrikanischen und europäischen Atlantikküste, in der Nordsee, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Tagsüber graben sie sich im flachen Küstenwasser im Sand ein, sodass nur die Augen und Giftstacheln zu sehen sind – weshalb viele Surfer schmerzhafte Bekanntschaft mit den Stacheln machen.

Wie kommt es zu einem Petermännchen Stich?

Da Petermännchen sich im Flachwasser in den Sand graben, können Surfer sie selbst bei klarem Wasser fast nicht erkennen. Deshalb können Surfer beim Waten im Wasser leicht auf ein Petermännchen treten. Fast alle Petermännchen Stiche betreffen die Füße. Weil Surf-Anfänger viel durchs Wasser waten und noch nicht gut paddeln können, treten sie besonders häufig in die Stacheln.

Petermännchen Stachel enthalten ein Gift aus hitzeempfindlichen Eiweißen und dem gefäßwirksamen Stoff Serotonin – diese Kombination verursacht starke Schmerzen und Schwellung.

Petermännchen Stiche passieren nur an Beachbreaks mit sandigem Boden, wie auf diesem Bild zu sehen.
Vor allem an Beachbreaks mit sandigem Untergrund müssen sich Surfer vor Petermännchen in Acht nehmen.

Symptome: Was sind die Folgen eines Petermännchen Stichs?

Im ersten Moment fühlt sich ein Petermännchen Stich ungefähr so an, als wärst du in einen spitzen Stein getreten. Nach 1-3 Minuten beginnt das Gift zu wirken und verursacht sehr starke Schmerzen, die stärker als bei einem Bienen- oder Wespenstich sind. Außerdem kommt es zu einer örtlichen Entzündungsreaktion mit Schwellung, Überwärmung und Rötung. Zusätzlich treten gelegentlich Taubheit und Kribbelgefühle auf.

Die Einstichstelle ist meistens klein und blutet wenig. Gelegentlich bleiben Überreste des Petermännchen Stachels stecken.

Neben der Reaktion im Bereich der Einstichstelle kann es auch zu Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Zittern, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Bauchkrämpfen kommen.

In sehr seltenen Fällen kann es zu Herzrhythmusstörungen, Atemnot, Schwäche, Schock, Krampfanfällen und lokalem Gewebeuntergang kommen.

Ist ein Petermännchen Stich gefährlich?

Auch wenn Petermännchen Stiche sehr schmerzhaft sind, sind sie normalerweise nicht gefährlich. Selbst wenn keine Behandlung stattfindet, lassen die Schmerzen in der Regel bereits nach einigen Stunden nach.

Wenn Betroffene jedoch allergisch auf das Gift reagieren, kann es zu einer sehr starken allergischen Reaktion kommen – im schlimmsten Fall droht dann ein Herz-Kreislauf-Stillstand.

Außerdem kann es im Bereich der Einstichstelle zu einer Infektion oder sogar zum Absterben von Gewebe kommen, was bei einem ungünstigen Verlauf zum Verlust der Gliedmaße führen kann.

Diese schwerwiegend Verläufe sind selten und es gibt nur sehr wenige gesicherte Todesfälle durch Petermännchen Stiche. Um das Risiko für schwere Verläufe zu senken und im Ernstfall handeln zu können, sollten Surfer wissen, was bei einem Petermännchen Stich zu tun ist.

Dieses Bild zeigt ein gut getarntes Petermännchen auf dem Meeresboden. Wenn ein Surfer darauf tritt, kommt es zum Petermännchen Stich.
Dieses gut gelaunte Petermännchen freut sich auf den nächsten Surfer.

Verursacht das Petermännchen Gift Langzeitfolgen?

Zum Glück verliert das Petermännchen Gift auch ohne Behandlung nach einiger Zeit seine Wirkung. Von ernsten Langzeitfolgen ist bei einem anfangs unkomplizierten Verlauf in der Regel nicht auszugehen.

Behandlung: Was kann ich bei einem Petermännchen Stich tun?

Zuerst sollten Betroffene möglichst rasch aus der Brandung ans Ufer gebracht werden. Denn aufgrund der extremen Schmerzen kann es für Betroffene schwierig sein, sich selbst über Wasser zu halten.

Wundreinigung und Entfernung Petermännchen Stachel

Anschließend sollte die Wunde gereinigt werden und Überreste des Stachels sollten entfernt werden. Dafür können eine Pinzette oder eine sterile Hohlnadel (=Kanüle) verwendet werden.

Wichtig: Die Wunde sollte auf keinen Fall durch eine Naht, Wundkleber oder einen dichten Pflasterverband verschlossen werden, da in verschlossenen Stichwunden optimale Bedingungen für Bakterien bestehen.

Heißes Wasserbad

Weil die Eiweiße im Gift hitzeempfindlich sind, sollte der Fuß so schnell wie möglich in heißes Wasser getaucht werden. Das Wasser muss etwa 40-45°C heiß sein, damit die Eiweiße ihre Wirkung verlieren.

Wichtig: Betroffene bemerken oft nicht, wenn das Wasser zu heiß ist, da das Temperaturempfinden aufgrund der Schmerzen verändert ist. Das kann zu Verbrühungen führen. Deshalb sollte immer zuerst eine gesunde Person testen, ob die Temperatur erträglich ist.

Das Wasserbad sollte für mindestens 15 Minuten angewendet werden.

Medikamente

Schmerzmedikamente können helfen, die Schmerzen zu lindern. Einige Schmerzmedikamente, wie zum Beispiel Ibuprofen, können die Entzündungsreaktion eindämmen.

Bei der Einnahme von Medikamenten müssen immer die Risiken und Nebenwirkungen beachtet werden.

Allergische Reaktion / Allgemeine Vergiftungszeichen

Wenn neben der Reaktion im Bereich der Einstichstelle Zeichen einer allergischen Reaktion oder allgemeine Vergiftungszeichen auftreten, sollte möglichst rasch medizinische Hilfe gerufen werden. Bei einer schweren allergischen Reaktion kann ein Allergie Notfall-Pen (Adrenalin-Pen) zum Einsatz kommen.

Bis der Notarzt eintrifft oder Betroffene im Krankenhaus sind, können einige Maßnahmen helfen:

Enge Kleidung – wie ein Neoprenanzug – sollte ausgezogen werden. Bei Atemnot hilft meist eine sitzende Haltung und bei Schwindel ist es sinnvoll, die Beine hochzulegen. Bewusstlose Betroffene sollten in die stabile Seitenlage gebracht werden. Außerdem müssen dann Atmung und Puls überwacht werden, um sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen zu können.

Wundstarrkrampf / Wundinfektion

Betroffene müssen in den ersten Stunden nach dem Stich einen Arzt aufsuchen, wenn nicht sicher ist, ob sie in den letzten 10 Jahren eine Tetanus-Impfung erhalten haben. Der Arzt sollte dann eine passive und aktive Impfung durchführen. Denn der Tetanus-Erreger fühlt sich in Stichwunden sehr wohl und kann den lebensgefährlichen Wundstarrkrampf auslösen.

Wenn es nicht möglich war, die Wunde gut zu reinigen, oder Schwellung, Rötung und Überwärmung in den ersten Tagen nicht abnehmen, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Er kann die Wunde reinigen, gegebenenfalls durch einen kleinen chirurgischen Eingriff. Im Falle einer Infektion kann er Antibiotikatabletten verschreiben.

Was solltest du im Voraus gegen einen Petermännchen-Stich tun?

In Europa kommt es häufig vor, dass Surfer auf ein Petermännchen treten. Die folgenden Tipps helfen, die Wahrscheinlichkeit für einen Stich zu verringern und auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

In den Sommermonaten kommt es gehäuft zu Petermännchen Stichen, da viele Surfer ins Wasser gehen.
Anfänger waten häufig durchs Wasser um die Weißwasserwalzen zu durchbrechen – deshalb werden sie häufig von Petermännchen gestochen.

Surfbuddies

Es ist immer gut mit Surfbuddies zu surfen. Denn es macht nicht nur mehr Spaß, es ist auch viel sicherer. Im Notfall hast du jemanden, der den Rettungsdienst alarmieren oder erste Hilfe leisten kann. Besonders gut ist es, wenn sich alle in deiner Crew mit erste Hilfe Maßnahmen auskennen. Surfing Medicine Internation (SMI) bietet mit dem Basic Surf Life Support Kurs (BSLS) erste Hilfe Kurse speziell für Surfer an.

Reiseapotheke

Es lohnt sich eine Reiseapotheke mit in den Surfurlaub zu nehmen.

Für die Behandlung eines Petermännchen Stichs und andere Stiche, wie den Seeigel Stich, brauchst du mindestens eine feine Pinzette und Wunddesinfektionsmittel. Eine steril verpackte Kanüle kann an abgelegenen Orten und bei einem tief sitzenden Stachel hilfreich sein. Wenn kein Arzt vor Ort ist, kannst du damit im Notfall auch selbst einen Stachel unter der Haut bergen. Anschließend solltest du die Wunde jedoch von einem Arzt kontrollieren lassen.

Außerdem solltest du nicht-verschreibungspflichtigen Schmerzmedikamente in deiner Reiseapotheke haben. Bei Reisen an sehr abgelegene Surfziele ohne Zugang zu medizinischer Versorgung (z.B. Afrika), solltest du für den Ernstfall geeignete Antibiotikatabletten dabeihaben, wenn es zu einer Infektion der Wunde kommt. Beachte bei Medikamenten immer die Risiken und Nebenwirkungen.

Ein Arzt mit der Fortbildung Reisemedizin kann dir dabei helfen, eine Reiseapotheke zusammenzustellen.

Besonderes Surf Anfänger, die viel Kontakt zum Meeresboden haben, können an Sandstränden eine Thermoskanne mit 40-45° heißem Wasser und eine wasserdichte Plastiktüte mit zum Strand nehmen, um ein heißes Fußbad improvisieren zu können.

Reefboots und Neoprenschuhe

Reef Boots schützen teilweise vor einem Petermännchen Stich. Petermännchen Stacheln können jedoch selbst die Gummisohlen von Reef Boots durchdringen. Daher solltest du auch mit Reef Boots einige Verhaltensregeln im Wasser beachten.

Petermännchen Stiche sind häufig, da Petermännchen, wie auf dem Bild zu erkennen ist, gut getarnt sind und im flachen Wasser leben.
Wegen ihrer guten Tarnung und ihrer Angewohnheit flach auf dem Meeresgrund zu liegen, werden Petermännchen leicht übersehen.
Reef Boots bieten etwas Schutz.

Impfung

Eine Tetanus-Impfung ist ein Muss für jeden Surfer. Surfer sollten sie alle 10 Jahre auffrischen lassen. Schau also in deinem Impfpass nach oder statte deinem Hausarzt einen Besuch ab. Die Impfung kann vor dem lebensgefährlichen Wundstarrkrampf schützen.

Vorsorge bei Allergie

Wenn schwere allergische Reaktionen in der Vorgeschichte bestehen, sollte ein Allergie-Pen (Adrenalin-Pen) auf den Surftrip und zum Strand mitgenommen werden – im Hotelzimmer bringt er leider wenig. Außerdem sollten deine Surfbuddies wissen, wie man ihn benutzt. 

Wenn du kein Allergie-Notfallset hast, aber schon einmal eine schwere allergische Reaktion hattest, solltest du dich von deinem Hausarzt beraten lassen.

Vorsichtsmaßnahmen im Wasser

Es gibt Verhaltensregeln, die das Risiko für einen Petermännchen Stich deutlich verringern.

Da du die gut versteckten Petermännchen nicht sehen kannst, solltest du nicht durchs Wasser waten. Spring stattdessen lieber direkt aufs Brett und paddel ins Lineup. Außerdem solltest du dir angewöhnen, bei einem Wipeout möglichst flach zu fallen – also den „Seestern“ zu machen. Indem du den Kontakt zum Meeresboden konsequent meidest schützt du dich auch vor anderen Gefahren – zum Beispiel vor Seeigeln oder Stachelrochen.

Quellen

The venoms of the lesser ( Echiichthys vipera) and greater ( Trachinus draco) weever fish- A review, Lucy M Gorman et al, Toxicon X, 2020 Jun

Iatrogenic thermal burn after hot water immersion for weever fish sting treatment: a case report, K Jalil et al, Scars Burn Heal., 2020 Sep

Website der Giftzentrale Bonn, letzter Zugriff 08.08.2021, Link

Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung. Er darf nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden und ersetzt in keiner Weise die individuelle Diagnose und Therapieempfehlung durch einen Arzt. Bitte beachte auch den Gesundheits- und Rechtshinweis und suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt auf.