70 % unserer Sinneseindrücke nehmen wir über den Sehsinn wahr. Deshalb ist scharfes Sehen sehr wichtig für Surfer – Spaß, Sicherheit und Performance hängen davon ab. Zum Glück kannst du mit Kontaktlinsen auch dann scharf sehen, wenn du nicht mit Adleraugen gesegnet bist. In diesem Beitrag erfährst du, welche Kontaktlinsen für Surfer geeignet sind und worauf du beim Surfen mit Kontaktlinsen achten solltest.
Kann man mit Kontaktlinsen surfen?
Die kurze Antwort: Ja!
Ich kenne viele Surfer, die schon seit Jahren mit Kontaktlinsen surfen – ganz ohne Probleme.
Doch es gibt Kontaktlinsen, die für Surfer besser geeignet sind als andere. Außerdem sollten Surfer ein paar Dinge beachten, um ihre Augengesundheit beim Surfen mit Kontaktlinsen nicht zu gefährden.
Deshalb habe ich gründlich recherchiert und zusammengefasst, worauf es ankommt, wenn du beim Surfen auf Kontaktlinsen angewiesen bist.
Warum Kontaktlinsen?
Beim Surfen müssen wir uns voll auf unseren Sehsinn verlassen können.
Wir beobachten ständig Form und Geschwindigkeit der auf uns zu rollenden Wellenwände, um die beste Welle auswählen zu können. Außerdem orientieren wir uns an weit entfernten Landmarken am Ufer und können so unsere Position im Lineup halten. Wenn wir dann die Wellenwand entlang gleiten, müssen wir schnell auf die nächste Section reagieren können.
Wie sehr du auf dein Sehvermögen angewiesen bist, kennst du, wenn du schon einmal bis in die Nacht hinein gesurft bist. Die Umrisse verschwimmen und es wird immer schwieriger, Größe und Geschwindigkeit der nächsten Welle einzuschätzen.
Dann kann es sogar zu haarigen Situationen kommen: Du übersiehst Surfer, die nach draußen paddeln, verpatzt Takeoffs oder verlierst die Orientierung.
Surfen macht einfach mehr Spaß und ist sicherer, wenn du scharf sehen kannst.
Was kann beim Surfen mit Kontaktlinsen schief gehen?
Beim Surfen mit Kontaktlinsen gibt es zwei Probleme:
- Du kannst die Kontaktlinsen verlieren.
- Du kannst dir eine gefährliche Augeninfektion einfangen.
Verlust der Kontaktlinsen beim Surfen
Besonders häufig gehen die Kontaktlinsen bei Duckdives, Wipeouts oder beim Anpaddeln von Wellen bei starkem Offshore verloren. Doch manchmal reicht auch ein einzelner Tropfen, der im richtigen Winkel in dein Auge fällt, um die Kontaktlinse unangenehm unter dein Lid zu spülen – wo du sie erstmal rauskriegen musst.
Je nachdem, wie teuer die Kontaktlinsen sind und wie stark dein Sehvermögen eingeschränkt ist, können die Konsequenzen von nervig bis wirklich gefährlich reichen.
Daher sind nur Kontaktlinsen geeignet, die gut haften.
Hornhautinfektionen beim Surfen mit Kontaktlinsen
Das Tragen von Kontaktlinsen bedeutet immer ein erhöhtes Risiko für Hornhautentzündungen.
Infektionen der Hornhaut können durch Bakterien, Pilze, Viren und Amöben hervorgerufen werden. Grob gesagt dringen die Erreger in die Hornhaut ein und verursachen dort eine Entzündung.
Da die Hornhaut sehr sensibel ist, verspürst du bei den meisten Infektionen starke Schmerzen. Zusätzlich können Rötung, Austritt von wässriger oder eitriger Flüssigkeit oder ein eingeschränktes Sehvermögen auftreten.
So unterschiedlich die Erreger sind, so unterschiedlich können die Krankheiten verlaufen, die sie hervorrufen. Im schlimmsten Fall kann durch eine Hornhautinfektion die Sehkraft dauerhaft bedroht sein kann!
Warum kommt es besonders häufig bei Kontaktlinsenträgern zu Hornhautinfektionen?
Das Tragen von Kontaktlinsen schwächt die Widerstandskraft der Hornhaut gegen Infektionen durch Erreger aus der Umwelt.
Denn die Hornhaut wird nur über die Tränenflüssigkeit mit Sauerstoff versorgt. Da die Kontaktlinse die Tränenflüssigkeit von der Hornhaut abschirmt, kommt es zu einer Sauerstoffarmut in der Hornhaut. Dadurch haben Erreger ein leichtes Spiel in die Hornhaut einzudringen. Erschwerend wird es unter der Linse wärmer – Wohlfühlbedingungen für die meisten Erreger.
Außerdem kannst du mit Kontaktlinsen aus infizierten Kontaktlinsenbehälter gefährliche Keime direkt in dein Auge tragen.
Daher treten ca. ein Drittel aller Hornhautinfektionen bei Kontaktlinsenträgern auf. Das Risiko, dass du dir als Kontaktlinsenträger eine besonders tückische Hornhautinfektion mit Amöben einfängst, ist sogar um den Faktor 100-400 erhöht.
Als Surfer kommen zu diesem ohnehin erhöhten Risiko noch weitere Faktoren hinzu. Denn selbst kristallklares Meerwasser ist mit gefährlichen Keimen kontaminiert und die Augen sind sowieso ständig von der Sonne und dem Wind gereizt. Surfer sollten also besonders achtsam sein.
Welche Kontaktlinsen beim Surfen?
Diese Eigenschaften sollten Kontaktlinsen beim Surfen haben:
- Gute Haftung
- Geringes Risiko für Hornhautinfektionen
- Niedrige Kosten, wenn sie aus den Augen gespült werden
Am besten eignen sich weiche Tageskontaktlinsen mit einem weiten Radius. Denn sie haben gute Haft- und Abschirmeigenschaften. Nach der Surf-Session können die Linsen entsorgt werden – du musst dir also keine Sorgen machen, bei der nächsten Session eine infektiöse Linse zu benutzen.
Harte Kontaktlinsen sind nicht fürs Surfen geeignet, denn sie sind teuer und werden leicht aus den Augen herausgespült.
Außerdem sollten Kontaktlinsen nicht eintrüben. Linsen aus Silikon-Hydrogel-Material können leicht trüb werden, da sie sehr empfindlich auf Ablagerungen aus dem Tränenfilm und der Umwelt reagieren. Es gibt Kontaktlinsen aus biokompatiblen Materialien, die weniger leicht eintrüben. Frag am besten deinen Optiker!
Was sollte beim Surfen mit Kontaktlinsen beachtet werden?
Wir haben gelernt, dass sich weiche Tageskontaktlinsen mit weitem Radius besonders gut fürs Surfen eignen, da sie gut haften. Doch die gute Haftung erkauft man sich mit einer schlechteren Sauerstoffversorgung der Hornhaut. Deshalb haben Träger weicher Kontaktlinsen übrigens gegenüber Trägern harter Kontaktlinsen ein ca. 14fach erhöhtes Risiko, an einer Hornhautinfektion zu erkranken.
Die Rechnung ist einfach: Je länger die Sauerstoffzufuhr unterbrochen ist, desto größer ist das Risiko für Hornhautinfektionen. Plane deine Session daher kurz, wenn du mit Kontaktlinsen surfen möchtest. Nach dem Surfen solltest du die Kontaktlinsen sofort herausnehmen und deine Augen mit befeuchtenden Augentropfen gründlich spülen. Dafür eignen sich Augentropfen mit einem geringen Hyaluronsäure-Anteil und 0,9% NaCl – diese sind gut verträglich und können in rauen Mengen gespült werden.
Zusammenfassung: Tipps fürs Surfen mit Kontaktlinsen
- Weiche Tageskontaktlinsen mit großem Radius verwenden
- Sessions kurz planen, bei Marathon-Sessions auf Kontaktlinsen verzichten
- Kontaktlinsen direkt nach der Session entfernen und Augen gründlich mit befeuchtenden Augentropfen spülen
- Die Augen unter Wasser schließen (minimiert das Risiko, die Kontaktlinsen zu verlieren)
- Sonnencreme verwenden, die nicht in die Augen läuft (die fettige Creme verschmiert die Oberfläche der Kontaktlinsen und brennt in den Augen)
- Brille oder Ersatzkontaktlinsen am Strand oder im Handschuhfach haben (damit du auch dann sicher nach Hause kommst, wenn du deine Kontaktlinsen verloren hast)
Wenn du mehr übers Surfen mit Kontaktlinsen erfahren möchtest, lohnt sich das Interview mit dem surfenden Augenchirurgen Dr. Ogi Markovic. Darin erfährst du auch einiges über Augenschutz beim Surfen und das Surfers Eye.
Quellen:
RKI, Ratgeber Amöbenkeratitis, Website, Zugriff 30.01.2021
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Prof. Dr. Axel Kramer, Website, Zugriff 30.01.2021
Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung. Er darf nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden und ersetzt in keiner Weise die individuelle Diagnose und Therapieempfehlung durch einen Arzt. Bitte beachte auch den Gesundheits- und Rechtshinweis und suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt auf.