Der Stachelrochen-Stich: Gefahren, Symptome, Behandlung

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Du bist in einen Stachelrochen getreten? Oder du fragst dich, wie gefährlich ein Stachelrochen-Stich wirklich ist und was man im Notfall tun sollte? In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Stachelrochen-Stiche wissen musst.

Was ist ein Stachelrochen?

Stachelrochen, oder auch Stechrochen, sind eine Gruppe von Fischen, die zur Klasse der Knorpelfische (Chondrichthyes) gehören. Diese Meerestiere sind bekannt für ihre abgeflachten Körper und langen Schwänze, an denen sich oft ein oder mehrere spitze, stachelartige Fortsätze befinden.

Ein schwimmender Stachelrochen von vorne.
Stachelrochen fliegen mit abgeflachten Körpern förmlich durch das Wasser.

Körperbau und Erscheinungsbild

Stachelrochen haben eine charakteristische scheibenförmige, abgeflachte Körperform. Ihre verbreiterten Brustflossen erinnern an Flügel, die ihnen ein geschicktes Manövrieren und „Fliegen“ unter Wasser ermöglichen.

Der markanteste Aspekt von Stachelrochen sind einer oder mehrere Stacheln an ihrem Schwanz. Diese Stacheln können Gift enthalten und werden zur Verteidigung gegen Raubtiere eingesetzt.

Lebensweise

Stachelrochen sind in der Regel bodenlebende Tiere, die oft im Sand oder Schlamm am Meeresboden vergraben sind. Nur ihre Augen und Atmungsöffnungen sind dann sichtbar. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen, Krebstieren und anderen Wirbellosen, die sie am Meeresgrund finden.

Ein Stachelrochen in seinem natürlichen Lebensraum.
Stachelrochen sind Raubtiere und wühlen im Meeresboden, um kleine Krebstiere zu fangen oder sie lauern vergraben im Sand oder Schlamm Fischen auf.

Fortpflanzung

Viele Stachelrochen sind ovovivipar, was bedeutet, dass die Eier im Körper der Mutter ausgebrütet werden und die Jungen lebend geboren werden.

Diversität und Verbreitung

Es gibt über 200 verschiedene Arten von Stachelrochen, die in verschiedenen marinen und einigen Süßwasserumgebungen weltweit verbreitet sind. Einige Arten leben in tropischen und subtropischen Gewässern, während andere in gemäßigten Zonen vorkommen.

Interaktion mit Menschen

Stachelrochen sind im Allgemeinen scheu und – zum Glück – nicht aggressiv gegenüber Menschen. Die meisten Stachelrochen-Stiche beim Menschen treten als Unfälle auf, wenn jemand auf einen Rochen tritt oder ihn anderweitig bedrängt. Im Gegensatz dazu werden Stachelrochen häufig von Menschen gefangen und gegessen.

Stachelrochen sind gegenüber Menschen nicht aggressiv – bedrängen oder berühren sollte man sie jedoch auch zur eigenen Sicherheit nicht.

Ökologische Rolle

Als Teil des marinen Ökosystems spielen Stachelrochen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette. Ihre Fähigkeit, den Meeresboden auf der Suche nach Nahrung umzugraben, trägt zur Gesundheit des Ökosystems bei.

Insgesamt sind Stachelrochen faszinierende Kreaturen mit einzigartigen Anpassungen an ihr Leben im Meer. Auch wenn sie vor allem wegen ihres Stachels berüchtigt sind, sind sie ein wesentlicher Bestandteil des marinen Lebens und sind ein schönes Beispiel für die Vielfalt und Komplexität des Lebens in den Ozeanen.

Ein Stachelrochen auf dem Meeresboden.
Stachelrochen graben bei der Nahrungssuche den Meeresgrund um und erfüllen so eine wichtige Rolle im marinen Ökosystem.

Wo leben Stachelrochen?

Stachelrochen sind in einer Vielzahl von Gewässern auf der ganzen Welt verbreitet.

Sie leben hauptsächlich in Küstengebieten, aber auch in einigen Süßwasserumgebungen. Viele Arten von Stachelrochen bevorzugen warme, flache Gewässer in tropischen und subtropischen Regionen. Besonders weit verbreitet sind sie im indopazifischen Raum, doch auch im Atlantik und sogar in der Nordsee gibt es Stachelrochen. Stachelrochen halten sich häufig in seichten Gewässern wie Lagunen, Buchten, Küstenriffen und Mangrovenwäldern oder in der Nähe von Stränden und Sandbänken auf. Sie liegen dabei gerne im Sand oder Schlamm vergraben, wobei nur ihre Augen und Atemöffnungen sichtbar sind.

Du siehst – aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume stehen deine Chancen gut, diesem ungewöhnlichen Meeresbewohner beim Surfen zu begegnen.

Stachelrochen schwimmt in flachem Wasser vor tropischer Insel. Hier besteht das Risiko für einen Stachelrochen-Stich
Stachelrochen fühlen sich weltweit in vielen Küstengewässern wohl – als Surfer stehen die Chancen gut, ihnen zu begegnen.

Wie häufig sind Stachelrochen-Stiche?

Stachelrochen-Stiche sind relativ häufig. In den USA stellen sich jährlich ca. 1500 Menschen nach Stichen durch Stachelrochen in einer Notaufnahme vor – damit sind dort Stachelrochen die häufigste Ursache für Verletzungen durch giftige Meerestiere (1,2). Genaue Zahlen können je nach Region natürlich deutlich variieren, aber für Surfer*innen besteht an vielen Surfspots auf der Welt ein realistisches Risiko verletzt zu werden.

Wie kommt es zu einem Stachelrochen-Stich?

Stachelrochen sind Menschen gegenüber meistens friedlich eingestellt. Ein Stachelrochen-Stich geschieht deshalb normalerweise nur dann, wenn sich der Rochen bedroht oder eingeengt fühlt. 

Das Problem: Um sich zu tarnen vergraben Stachelrochen sich gerne im Sand, was es schwierig macht, sie zu sehen. 

Deshalb kann es leicht passieren, dass Menschen im Flachwasser unbeabsichtigt auf einen im Sand verborgenen Rochen treten. Gerade Surfer*innen haben hierfür ein hohes Risiko. Mehr als 90% der Betroffenen werden deshalb auch im Bereich der Beine und Füße verletzt.

Aber auch Angler und Fischer setzen sich einem Risiko für Stiche aus, wenn sie Stachelrochen vom Haken oder aus Netzen entfernen möchten. Und natürlich können auch Taucher oder Schnorchler, die sich Stachelrochen aus Neugier nähern, gestochen werden – insbesondere, wenn sie versuchen, den Rochen zu berühren oder zu fangen.

Ein eingegrabener Stachelrochen. Da Stachelrochen so gut getarnt sind, kann es leicht zu Stichen kommen.
Stachelrochen sind Meister der Tarnung – unpraktisch für Surfer*innen, die sich in den Lebensraum dieser Tiere begeben.

Sind Stachelrochen giftig?

Nicht alle Stachelrochen-Arten haben giftige Stacheln. Doch gerade die Arten, die in Küstennähe und flachen Gewässern leben, haben häufig giftige Stacheln. Dazu gehören zum Beispiel die Gattungen Dasyatis und Urolophus.

Das Gift der Stachelrochen ist bisher schlecht erforscht und besteht aus einem Gemisch verschiedener Substanzen. Darunter befinden sich bestimmte Eiweiße, die Schmerzen und Entzündungen verursachen können.

Bei einem Menschen kann das Gift starke Schmerzen, Schwellungen und manchmal auch systemische Reaktionen wie Übelkeit und Schwäche auslösen.

Auch einige Arten von Süßwasser-Stachelrochen, insbesondere die in Südamerika vorkommenden Arten aus der Familie Potamotrygonidae, sind ebenfalls für ihren giftigen Stachel bekannt – und werden gerne in Aquarien gehalten.

Ein Stachelrochen Stachel, der bei einem Stachelrochen Stich leicht in die Haut eindringt.
Auf beiden Seiten des Stachels befinden sich Zacken aus sehr stabilem „Vasodentin“, die leicht durch die Haut schneiden und selten abbrechen. Auf der Unterseite der Zacken verlaufen Rillen, in denen sich die Zellen befinden, die das Gift produzieren. Der Stachel ist von einer Hautschicht umgeben, die aufreißt, wenn der Stachel sich durch die Haut bohrt.

Wie gefährlich sind Stachelrochen-Stiche?

Stachelrochen-Stiche können je nach Umständen des Vorfalls und der betroffenen Person unterschiedlich gefährlich sein. Einige Faktoren beeinflussen die Gefährlichkeit eines Stachelrochen-Stichs maßgeblich:

  1. Ort und Tiefe des Stiches: 
    Stiche in empfindlichen oder lebenswichtigen Bereichen wie Brustkorb, Bauch oder Hals können schwerwiegende Folgen haben. Der berühmte australische Naturschützer Steve Irwin starb 2006 an einem Stachelrochen-Stich, der seinen Brustkorb durchbohrte und sein Herz und seine Lunge schwer verletzte. Dieser Vorfall war allerdings erst die zweite tödliche Verletzung durch einen Stachelrochen in Australien seit 1945. In der Literatur finden sich einzelne weitere Beispiele für tödliche Stichverletzungen, zum Beispiel aus Mexiko, Neuseeland und Fiji (1).
  2. Gift: 
    Die meisten Stachelrochen-Stiche sind primär durch die mechanische Verletzung schmerzhaft und potentiell gefährlich. Doch einige Arten von Stachelrochen enthalten auch Gift in ihren Stacheln. Dieses Gift kann starke Schmerzen, Schwellungen und manchmal auch systemische Reaktionen wie Übelkeit, Erbrechen und Schwäche verursachen. Ob es in der Vergangenheit Todesfälle durch das Stachelrochen-Gift gab, wird in der Literatur kritisch diskutiert. Vermutlich sind Betroffene eher durch die direkte Stichverletzung verstorben (1, 5).
  3. Risiko einer Infektion: 
    Wie bei jeder Wunde besteht auch bei Stachelrochen-Stichen das Risiko einer bakteriellen Infektion. Dieses Risiko wird erhöht, da der Stichkanal häufig tief ist und die Eintrittswunde klein ist. Bakterien aus dem marinen Umfeld, zum Beispiel Vibrio-Spezies, können zu ernsthaften Infektionen führen, wenn sie nicht richtig behandelt werden.
  4. Allergische Reaktionen: 
    In seltenen Fällen können Personen eine allergische Reaktion auf das Gift oder andere Substanzen, die bei einem Stachelrochen-Stich freigesetzt werden, entwickeln. Eine allergische Reaktion kann im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.
  5. Individuelle Gesundheitszustände: 
    Personen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem können empfindlicher auf Verletzungen und Infektionen reagieren.
  6. Verzögerte medizinische Versorgung: 
    Eine schnelle und angemessene medizinische Versorgung kann die Risiken eines Stachelrochen-Stichs erheblich reduzieren. Verzögerungen bei der Behandlung können andererseits das Risiko von Komplikationen erhöhen. Daher steigt das Risiko für Probleme an abgelegenen Reisezielen an.

In den meisten Fällen sind Stachelrochen-Stiche jedoch nicht lebensbedrohlich und führen hauptsächlich zu örtlichen Schmerzen und Schwellungen. Dennoch ist es wichtig, jeden Stachelrochen-Stich ernst zu nehmen. Deshalb sollte angemessene medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Ein Foto von Steve Irwin. Steve Irwin verstarb 2006 an einem Stachelrochen-Stich.
Steve Irwin war ein ein australischer Naturschützer. 2006 kam er am Great Barrier Reef tragisch durch einen Stachelrochen-Stich ums Leben.
Copyright: Bernard DUPONT – The Late “ Crocodile Hunter “ Steve Irwin after playing with Dingos, CC BY-SA 2.0

Symptome: Wie erkenne ich einen Stachelrochen-Stich?

Einen Stachelrochen-Stich zu erkennen ist wichtig, um schnell und angemessen reagieren zu können. Doch manchmal ist es nicht so einfach festzustellen, was genau einen gerade gestochen hat. Diese typischen Symptome können auf einen Stachelrochen-Stich hindeuten:

Schmerz

Typisch für den Stachelrochen-Stich ist ein intensiver, stechender oder brennender Schmerz am Ort des Stichs. Der Schmerz tritt sofort nach dem Stich auf und kann sehr stark sein. Nach 20-30 Minuten lässt der Schmerz häufig bereits nach, verschwindet meistens aber erst nach ca. 2 Tagen ganz.

Wunde

Typischerweise verursacht der Stachel des Rochens eine punktförmige Wunde. Diese kann ungewöhnlich stark bluten. Oft sind die Ränder der Wunde unregelmäßig oder gezackt, da der Stachel viele kleine Zacken hat. Die Verletzung ist selten schwerwiegend, doch es gibt Fälle, in denen es zu Verletzungen von Arterien, Rückenmark oder inneren Organen gekommen ist. Aus einer Studie geht hervor, dass nur in Ausnahmefällen Stachelreste in der Wunde bleiben (3). Der Grund: Der Stachelrochen-Stachel besteht aus sehr stabilem knorpelartigem Gewebe, dem sogenannten Vasodentin.

Typische Wunde nach einem Stachelrochen-Stich. Der Fuß wird in ein heißes Wasserbad getaucht.
Typische Wunde nach einem Stachelrochen-Stich.
Die Wunde kann von außen klein aussehen, aber sich in die Tiefe fortsetzen.
Als Erste-Hilfe-Maßnahme wird der Fuß in ein heißes Wasserbad getaucht.
By Symac – Own work, CC BY-SA 3.0

Giftreaktion

In Fällen, in denen das Gift des Stachelrochens in die Wunde eindringt, können zusätzlich zu Schmerz und Schwellung weitere Symptome auftreten: Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und allgemeine Schwäche sind typisch. In sehr seltenen Fällen kann es zu Luftnot, Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Kreislaufinstabilität kommen. 

Allergische Reaktionen

In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auftreten. Hierzu gehören Symptome wie Hautausschlag, Atembeschwerden und Schwellungen, besonders wenn der Betroffene gegen das Gift oder andere Substanzen empfindlich ist, die durch den Stich freigesetzt werden können. Allergische Reaktionen können zu einem anaphylaktischen Schock führen und in sehr seltenen Fällen tödlich sein.

Infektion

Nach dem Stich können Anzeichen einer Infektion auftreten. Dazu gehören zunehmende Schmerzen im Verlauf, Fieber, Eiterbildung oder eine zunehmende Rötung und Schwellung um die Wunde. Unbehandelt kann eine Infektion zu lokalen Gewebeschäden führen oder eine lebensgefährliche Blutvergiftung auslösen.

Behandlung: Was kann ich bei einem Stachelrochen-Stich tun?

Zuerst sollte Betroffenen aus der Brandung ans Ufer geholfen werden. Denn aufgrund der starken Schmerzen können sich Verletzte häufig nicht selbst über Wasser halten und geraten schnell in Panik.

Blutstillung

Gelegentlich bluten Verletzungen durch Stachelrochen ungewöhnlich stark und lang. Dann sollte für 5-10 Minuten lokal Druck ausgeübt werden, um die Blutung zu stillen. Stark blutende Wunden sollten immer zeitnah ärztlich untersucht werden.

Heißes Wasserbad: Schmerzlinderung bei Stachelrochen-Stich

Das betroffene Körperteil sollte so schnell wie möglich in heißes Wasser getaucht werden. Das Wasser muss etwa 40-45°C heiß sein, damit eine schmerzlindernde Wirkung eintritt. Dieses Verfahren wurde in Studien untersucht und ist effektiv (3, 4).

Wichtig: Betroffene bemerken oft nicht, wenn das Wasser zu heiß ist, da das Temperaturempfinden aufgrund der Schmerzen verändert ist. Das kann zu Verbrühungen führen. Deshalb sollte immer zuerst eine gesunde Person testen, ob die Temperatur erträglich ist.

Das Wasserbad sollte für mindestens 15 Minuten angewendet werden.

Wundreinigung

Anschließend sollte die Wunde mit sauberem Wasser gründlich gereinigt werden (z.B. aus einer ungeöffneten Trinkwasser-Flasche). 

In einigen Fällen bleibt die Stachelrochen-Haut, die den Stachel umschließt, in der Wunde zurück. Diese muss entfernt werden, um Infektionen zu vermeiden. Stücke des Stachels brechen nur sehr selten ab, müssen dann aber unbedingt entfernt werden. Dafür können eine Pinzette oder eine sterile Hohlnadel (=Kanüle) verwendet werden. 

Ohne medizinische Hilfe ist das kaum möglich, weshalb eine ärztliche Vorstellung zur Wundreinigung empfohlen wird. Mithilfe einer gründlichen Wunduntersuchung können Fremdkörper gefunden werden und die Wunde kann mit entsprechendem Werkzeug gereinigt werden. Die Ärztin oder der Arzt kann außerdem eine Ultraschalluntersuchung ergänzen, um Fremdkörper auszuschließen.

Wichtig: Die Wunde sollte auf keinen Fall durch eine Naht, Wundkleber oder einen dichten Pflasterverband verschlossen werden, da in verschlossenen Stichwunden optimale Bedingungen für Bakterien bestehen. Stattdessen sollte die Wunde offen heilen. Nur bei Aktivitäten, bei denen es zu einer erneuten Wundverschmutzung kommen kann (z.B. Surfen), kann es sinnvoll sein, die Wunde vorübergehend wasserdicht zu verschließen.

Vorbeugende Antibiotika Gabe nach Stachelrochen-Stich

Bei Stachelrochen-Stichen besteht ein hohes Infektionsrisiko. Daher wird häufig eine vorbeugende Antibiotika Gabe empfohlen. Das Antibiotikum sollte gegen gramnegative Bakterien (einschließlich Vibrio-Spezies) und Streptokokken sowie Staphylokokken wirksam sein. Vor der Einnahme eines Antibiotikums sollte immer eine ärztliche Beratung stattfinden.

Deep Dive: Vorbeugende Antibiotika Gabe

Da es sich bei einem Stachelrochen-Stich um eine Stichverletzung mit kleiner Eintrittspforte handelt, besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Außerdem können bei einem Stich Teile der Rochen-Haut, die den Stachel umgibt, in der Wunde zurückbleiben. Ein zusätzlicher Faktor: Marine Keime (z.B. Vibrio-Spezies), die überall im Meerwasser vorkommen, können in die Wunde geraten und besonders schwere Infektionen auslösen. 

In einer Studie von Clark et al (3) wurde die Frage genauer beleuchtet, ob eine vorbeugende Antibiotikagabe sinnvoll ist. Dafür wurden rückblickend die Daten von gut 100 Patienten ausgewertet, die sich mit einem Stachelrochen-Stich in der Notaufnahme vorgestellt hatten. 71 (70%) dieser Patienten wurden prophylaktisch mit Antibiotika behandelt. Von diesen zeigte nur einer (2 %) im Verlauf Anzeichen einer Infektion. 30 Patienten erhielten anfänglich keine Antibiotika. Von diesen stellten sich 5 Patienten (17%) im Verlauf mit einer Wundinfektion erneut vor, einer musste in der Folge operiert werden.

Allerdings hat die Studie deutliche methodische Schwächen. Denn da es sich um eine rückblickende Datenauswertung handelt und keine Verblindung von Patienten und Ärzten stattgefunden hat, lässt sich keine abschließende Aussage über die Wirksamkeit einer vorbeugenden Antibiotikatherapie ableiten.

Was heißt das konkret? In vielen Fällen ist die vorbeugende Gabe von Antibiotika sinnvoll, wird von vielen Experten empfohlen und in vielen Krankenhäusern ohnehin durchgeführt. Allerdings sollte immer eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung stattfinden, da Antibiotika zum Teil schwere Nebenwirkungen haben können und Resistenzen entstehen können.

Schmerzmedikamente

Schmerzmedikamente können helfen, die Schmerzen zu lindern. Einige Schmerzmedikamente, wie zum Beispiel Ibuprofen, können die Entzündungsreaktion eindämmen.

Bei der Einnahme von Medikamenten müssen immer die Risiken und Nebenwirkungen beachtet werden.

Allergische Reaktion / Allgemeine Vergiftungszeichen

Wenn neben der Reaktion im Bereich der Einstichstelle Zeichen einer allergischen Reaktion oder allgemeine Vergiftungszeichen auftreten, sollte möglichst rasch medizinische Hilfe gerufen werden. Bei einer schweren allergischen Reaktion kann ein Allergie Notfall-Pen (Adrenalin-Pen) zum Einsatz kommen. 

Bis der Notarzt eintrifft oder Betroffene im Krankenhaus sind, können bei einer schweren allergischen Reaktion oder Vergiftungszeichen einige Maßnahmen helfen:

Enge Kleidung – wie ein Neoprenanzug – sollte ausgezogen werden. Bei Atemnot hilft meist eine sitzende Haltung und bei Schwindel ist es sinnvoll, die Beine hochzulegen. Bewusstlose Betroffene sollten in die stabile Seitenlage gebracht werden. Außerdem müssen dann Atmung und Puls überwacht werden, um sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen zu können.

Wundstarrkrampf (Tetanus)

Betroffene müssen in den ersten Stunden nach dem Stich einen Arzt aufsuchen, wenn nicht sicher ist, ob sie in den letzten 10 Jahren eine Tetanus-Impfung erhalten haben. Der Arzt sollte dann eine passive und aktive Impfung durchführen. Denn der Tetanus-Erreger fühlt sich in Stichwunden sehr wohl und kann den lebensgefährlichen Wundstarrkrampf auslösen.

Wundinfektion nach einem Stachelrochen-Stich

Wenn Schwellung, Rötung und Überwärmung in den ersten Tagen nicht abnehmen oder sogar zunehmen, ist das ein Hinweis auf eine Wundinfektion. Weitere Zeichen für eine Wundinfektion sind Eiteraustritt und allgemeines Krankheitsgefühl.

Bei Zeichen einer Wundinfektion sollte zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Die Wunde muss lokal gereinigt werden, gegebenenfalls durch einen kleinen chirurgischen Eingriff. Außerdem wird dann die Einnahme von Antibiotika notwendig – bei Hinweisen auf einen schweren Infekt auch über die Vene.

Was kann ich im Voraus gegen einen Stachelrochen-Stich tun?

Verletzungen durch Stachelrochen sind bei Surfern keine Seltenheit. Die folgenden Tipps helfen, die Wahrscheinlichkeit für einen Stich zu verringern und auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Surfbuddies

Es ist immer gut mit Surfbuddies zu surfen. Denn es macht nicht nur mehr Spaß, es ist auch viel sicherer. Im Notfall hast du jemanden, der den Rettungsdienst alarmieren oder erste Hilfe leisten kann. Besonders gut ist es, wenn sich alle in deiner Crew mit erste Hilfe Maßnahmen auskennen. Surfing Medicine Internation (SMI) bietet mit dem Basic Surf Life Support Kurs (BSLS) erste Hilfe Kurse speziell für Surfer an.

Know before you go – es ist immer eine gute Idee, sich bei Locals über potentielle Gefahren zu informieren und für den Fall der Fälle einen Plan zu haben.

Reiseapotheke

Es lohnt sich eine Reiseapotheke mit in den Surfurlaub zu nehmen, gerade an abgelegenen Orten.

Auch wenn die Behandlung eines Stachelrochen-Stichs stets durch eine Ärztin oder einen Arzt erfolgen sollte, können eine steril verpackte Kanüle und Pinzette an abgelegenen Orten ohne Zugang zu medizinischer Versorgung zum Entfernen von Resten der Rochen-Haut oder des Stachels hilfreich sein. Anschließend solltest du die Wunde jedoch von einem Arzt kontrollieren lassen.

Außerdem solltest du nicht-verschreibungspflichtigen Schmerzmedikamente in deiner Reiseapotheke haben. Bei Reisen an sehr abgelegene Surfziele ohne Zugang zu medizinischer Versorgung (z.B. einige Regionen in Afrika), solltest du für den Ernstfall geeignete Antibiotikatabletten dabeihaben, wenn es zu einer Infektion der Wunde kommt. Beachte bei Medikamenten immer die Risiken und Nebenwirkungen.

Ein Arzt mit der Fortbildung Reisemedizin kann dabei helfen, eine Reiseapotheke zusammenzustellen.

Besonderes Surf-Anfänger*innen, die viel Kontakt zum Meeresboden haben, können an Sandstränden eine Thermoskanne mit 40-45° heißem Wasser und eine wasserdichte Plastiktüte mit zum Strand nehmen, um ein heißes Fußbad improvisieren zu können.

Reefboots und Neoprenschuhe

Reefboots schützen nur begrenzt vor einem Stich, da die Stacheln leicht die Gummisohlen von Reefboots durchbohren können. Daher sollte man auch mit Reefboots vorsichtig sein.

Impfung

Eine Tetanus-Impfung ist ein Muss für alle Surfer*innen. Surfer*innen sollten sie alle 10 Jahre auffrischen lassen. Die Impfung kann vor dem lebensgefährlichen Wundstarrkrampf als Folge eines Stachelrochen-Stichs schützen. Schau also in deinem Impfpass nach oder statte deinem Hausarzt einen Besuch ab.

Vorsorge bei Allergie

Wenn schwere allergische Reaktionen in der Vorgeschichte bestehen, sollte ein Allergie-Pen (Adrenalin-Pen) auf den Surftrip und zum Strand mitgenommen werden – im Hotelzimmer bringt er leider wenig. Außerdem sollten deine Surfbuddies wissen, wie man ihn benutzt. 

Wer kein Allergie-Notfallset hat, aber schon einmal eine schwere allergische Reaktion hatte, sollte sich vom Hausarzt beraten lassen.

Viele Stachelrochen im sehr seichten Wasser. Je mehr Stachelrochen, desto größer das Risiko für einen Stachelrochen-Stich.
An Orten mit vielen Stachelrochen sollten Surfer*innen besonders vorsichtig sein.

Vorsichtsmaßnahmen im Wasser

Es gibt Verhaltensregeln, die das Risiko für einen Stachelrochen-Stich deutlich verringern.

Da man die gut versteckten Rochen häufig nicht sehen kann, sollte man nicht durchs Wasser waten. Stattdessen sollte man lieber direkt aufs Brett springen und ins Lineup paddeln. Außerdem sollte man bei einem Wipeout möglichst flach fallen – also den „Seestern“ machen. Indem man den Kontakt zum Meeresboden konsequent meidet, schützt man sich auch vor anderen Gefahren – zum Beispiel vor Seeigeln oder Petermännchen.

Berühmt ist der „Stingray Shuffle“. Damit ist eine Art zu laufen gemeint, bei der man die Füße beim Gehen nach vorne zieht, statt durch das flache Wasser zu stapfen. Damit sollen die Rochen aufgeschreckt werden, bevor man unverhofft auf den Stachel tritt. Gar nicht erst über den Meeresboden zu laufen ist wahrscheinlich sicherer.

Quellen

1. Meyer PK. Stingray injuries. Wilderness Environ Med. 1997 Feb;8(1):24-8. doi: 10.1580/1080-6032(1997)008[0024:si]2.3.co;2. PMID: 11990133.

2. Auerbach PS. Envenomation by aquatic vertebrates. In: Auerbach PS, ed. Wilderness medicine, 4th edn. St. Louis, MO: Mosby; 2001:1488 –506.

3. Clark RF, Girard RH, Rao D, Ly BT, Davis DP. Stingray envenomation: a retrospective review of clinical presentation and treatment in 119 cases. J Emerg Med. 2007 Jul;33(1):33-7. doi: 10.1016/j.jemermed.2007.03.043. Epub 2007 May 30. PMID: 17630073.

4. Isbister GK. Venomous fish stings in tropical northern Australia. Am J Emerg Med. 2001 Nov;19(7):561-5. doi: 10.1053/ajem.2001.28325. PMID: 11699001.

5. Rathjen WF, Halstead BW. Report on two fatalities due to stingrays. Toxicon. 1969 May;6(4):301-2. doi: 10.1016/0041-0101(69)90101-9. PMID: 5817148.

Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung. Er darf nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden und ersetzt in keiner Weise die individuelle Diagnose und Therapieempfehlung durch einen Arzt. Bitte beachte auch den Gesundheits- und Rechtshinweis und suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt auf.