Der Quallenstich – Vergiftung, Symptome, Behandlung

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Du bist beim Surfen von einer Qualle gestochen worden? Dann fragst du dich sicher, was du jetzt tun kannst. In diesem Beitrag erhältst du Tipps zur richtigen Behandlung von Quallenstichen und jede Menge Hintergrundwissen zu Quallen – denn der Quallenstich gehört zu den häufigsten Vergiftungen beim Surfen. 

Was sind Quallen?

Quallen – das sind faszinierende Lebewesen, die aus nicht viel mehr als zwei durchsichtigen Hautschichten mit Gallertkern bestehen. Sie haben weder Hirn, Blut noch Herz. Denn im Grunde bestehen sie nur aus Mund, Magen, Haut und einem Netz aus Nervenzellen. Zu unserem Leid besitzen sie außerdem häufig lange Tentakel, die mit übel brennenden Nesselzellen ausgestattet sein können. 

Quallen bevölkern die Ozeane seit mehr als 600 Millionen Jahren und haben im Laufe der Evolution eine erstaunliche Vielfalt entwickelt. Sie sind so unterschiedlich, dass sie nicht einmal alle in eine Art zusammengefasst werden können. Das Verrückte: Eigentlich handelt es sich bei Quallen nur um ein Lebensstadium im komplexen Lebenszyklus von Nesseltieren. 

Der schlechte Ruf von Quallen als Sackgasse im Ökosystem ändert sich derzeit übrigens. Denn mittlerweile häufen sich wissenschaftliche Beobachtungen, dass Quallen ein wichtiger Bestandteil des marinen Nahrungskreislaufs sind und nach ihrem Tod sogar CO2 von der Meeresoberfläche in die Tiefsee abtransportieren.

Quallen sind faszinierend. Auf diesem Bild sind man die langen Tentakel, die einen unangenehmen Quallenstich auslösen können.
Quallen sind faszinierende Lebewesen – schade, dass sie für uns Surfer vor allem schmerzhaft sind.

Wo leben Quallen?

Quallen findest du überall auf der Welt. Im Rahmen von sogenannten Quallen-Blüten kann die Zahl der Quallen in einer bestimmten Region jedoch explosionsartig steigen. Dann ist das Risiko für eine unangenehme Begegnung entsprechend deutlich erhöht. Außerdem hängt die Zahl der Quallen von den Jahreszeiten, den Mondphasen und Strömungen ab. 

Du siehst: Es ist gar nicht so leicht vorherzusagen, wo du Quallen begegnen kannst. Daher kann sich eine kurze online Recherche vor dem Surftrip lohnen. Gibt es derzeit eine Quallenproblem vor Ort? In westlichen Ländern warnen die Behörden außerdem häufig mit Schildern vor der glibbrigen Gefahr.

Ein Schild warnt vor einem Quallenstich durch portugiesische Galeeren.
In vielen Ländern warnen die Behörden mit Schildern vor dem Quallenstich.
Bild: Mike Johnston (Wikipedia)

Was passiert bei einem Quallenstich?

Bei Kontakt mit den Tentakeln einer Qualle oder einer portugiesischen Galeere kommt es zum Abfeuern von Nesselzellen, die das Gift injizieren. 

Und so läuft der Quallenstich im Detail ab:

Zuerst kommt es zu einem direkten Kontakt der Tentakel mit der Haut. Bei diesem Kontakt bleiben die Tentakel gerne an der Haut des Opfers kleben. Das Tentakel wiederum ist mit Nesselzellen besetzt, sogenannten Nematocysten. Diese Nesselzellen kannst du dir wie winzig kleine giftgefüllte Harpunen vorstellen. Durch die Berührung werden diese Harpunen in Bruchteilen einer Sekunde abgeschossen und dringen in die Haut des Opfers ein. Dort entleeren sie ihr Gift – unangenehm.

Auf dem Bild sind die Nesselfäden der Quallen gut zu erkennen.
Die langen Nesselfäden sind über und über mit Nesselzellen besetzt. Wie winzige Harpunen können diese abgeschossen werden und die Haut ihrer Opfer durchdringen.

Symptome: Wie erkenne ich einen Quallenstich?

Der Übeltäter des Quallenstichs bleibt häufig im Verborgenen, denn viele Quallen sind durchsichtig und im Meerwasser schlecht zu erkennen. Trotzdem ist ein Quallenstich anhand der charakteristischen Symptome meistens gut zu erkennen.

Typisch ist ein brennender, starker Schmerz, der sofort nach dem Quallenstich auftritt. Neben den Schmerzen kommt es im Bereich der Stiche rasch zu einer Rötung und Schwellung. Diese Hauterscheinungen lassen in vielen Fällen sofort an die Tentakel einer Qualle denken. Außerdem haften gelegentlich noch sichtbare Tentakelreste an der Haut. Manchmal bilden sich auch rote Pickelchen, die an eine Allergie erinnern – Quallenstiche können sehr unterschiedlich aussehen.

Andere Gifttiere findest du übrigens eher auf dem Meeresboden. Daher solltest du nach Stichen beim Kontakt mit dem Untergrund an den Seeigelstich oder Petermännchenstich denken.

Ist der Quallenstich gefährlich?

Zum Glück sind die meisten Quallenstiche zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Die Schmerzen lassen in den meisten Fällen innerhalb der ersten Stunden nach. In der Regel verschwinden sie innerhalb weniger Tage ganz. Was bleibt ist häufig ein unschönes Andenken, denn Quallenstiche können sichtbare Narben hinterlassen.

Allerdings: Neben der örtlichen Reaktion können einige Quallen auch Vergiftungen auslösen, die den ganzen Körper betreffen. Das berühmteste Beispiel ist die nordaustralische Seewespe, deren Gift für Menschen tödlich sein kann. Auch die Irukandji-Qualle, die ebenfalls vornehmlich in Nordaustralien ihr Unwesen treibt, verursacht eine Vergiftung, die den ganzen Körper betrifft. Mehr zu diesen gefährlichen Quallen erfährst du im nächsten Abschnitt.

Und wie bei allen giftigen Meeresbewohnern gilt auch für den Quallenstich: 

Quallen können bei manchen Menschen eine starke allergische Reaktion hervorrufen – im schlimmsten Fall droht ein Herz-Kreislauf-Stillstand. Davon sind häufig Menschen betroffen, die in der Vergangenheit bereits allergisch auf andere Tiergifte reagiert haben. Du hast bereits allergisch auf Tierstiche reagiert? Weiter unten erfährst du, was du zur Sicherheit mit an den Strand nehmen solltest.

Eine Qualle schwimmt durch das Wasser. Auch weniger gefährliche Quallenarten können bei manchen Menschen allergische Reaktionen auslösen.
Auch weniger gefährliche Quallenarten können bei manchen Menschen allergische Reaktionen auslösen.

Welche Quallenstiche sind gefährlich?

Zu den gefährlichsten Quallen gehören die Würfelquallen und die portugiesischen Galeeren. Beide Arten kommen eigentlich nur in wärmeren Gewässern vor. Portugiesische Galeeren können dir jedoch auch im kühlen Atlantik begegnen und wurden schon bis hinauf zum Ärmelkanal gesichtet. Hartgesottene Nord- und Ostseesurfer müssen sich hingegen keine großen Sorgen machen. Denn die heimischen Feuer- und Leuchtquallen sind zwar schmerzhaft, aber nicht wirklich gefährlich – außer du gehörst zu den Menschen, die allergisch auf das Gift reagieren.

Wie gefährlich sind Würfel Quallen?

Es gibt über 50 Arten von Würfelquallen. Du kannst ihnen in den tropischen und subtropischen Gewässern des indischen, pazifischen und atlantischen Ozeans begegnen. Vor allem in Australien sind sie in den Monaten Oktober bis April ein echtes Problem. Denn viele Würfelquallen haben ein starkes, schmerzhaftes Gift.

Zwei Gruppen von Würfelquallen sind besonders gefährlich: Chironex fleckeri und die Irukandji-Quallen. Zum Glück kommen diese Quallenarten eigentlich nur im tropischen Australien, im südlichen Indonesien, in Papua-Neuginea und gelegentlich auf den Philippinen vor. 

Eine tropische Welle - hier besteht ein Risiko für Stiche durch die Würfelqualle.
Den gefährlichen Würfelquallen begegnest du vor allem in den Tropen.

Die Seewespe: Chironex fleckeri

Die gefährlichste Qualle der Welt ist eine große Würfelqualle, die im nördlichen Australien beheimatet ist: Die Seewespe oder Chironex fleckeri. In Queensland können die Quallen einen Schirmdurchmesser von 30 cm erreichen. Wegen ihrer durchscheinenden Haut sind sie im sonnendurchfluteten Wasser trotz ihrer Größe kaum zu erkennen. Das Besondere: Chironex fleckeri ist eine erstaunlich gute Schwimmerin und verfügt über einen scharfen Sehsinn. Die Seewespe lebt und jagt bevorzugt in küstennahen Gewässern – ungünstig für alle Surfer:innen. Das Gift führt sofort zu unvorstellbaren Schmerzen und im Bereich der Stiche kommt es im Verlauf häufig zum Absterben von Gewebe mit ausgeprägter Narbenbildung. Neben der örtlichen Wirkung kann das Gift, wenn es Kontakt zum Blutkreislauf erhält, auch eine toxische Wirkung auf die Muskulatur, die roten Blutkörperchen und das Herz haben. Unter Umständen kann die Vergiftung für Menschen innerhalb weniger Minuten tödlich verlaufen. 

Der Quallenstich durch die große Würfelqualle verläuft häufig tödlich.
Die große Würfelqualle hat das gefürchtetste Gift des Ozeans.
Bild: Guido Gautsch (Wikipedia)

Die Irukandji-Quallen 

Einige Würfelquallen können das Irukandji-Syndrom auslösen. Ausgelöst wird das Irukandji-Syndrom von einem unscheinbaren Übeltäter. Denn die Irukandji-Quallen sind nur knapp zwei Zentimeter klein und dursichtig. Ihre Tentakel werden selten länger als ein Meter. Der eigentliche Stich tut häufig gar nicht weh. Erst etwa 30 Minuten nach dem kaum spürbaren Stich beginnen die Symptome: Starke Schmerzen am Rücken und Brustkorb, Muskelkrämpfe, starke Unruhe bis Todesangst, Übelkeit und Erbrechen sowie starkes Schwitzen. Gelegentlich kommt es sogar zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Zum Glück gab es in Australien bisher erst zwei gesicherte Todesfälle durch das Irukandji-Syndrom. Übrigens: Der Name leitet sich von einem Aborigines-Stamm ab, der im heutigen Queensland beheimatet war. Entsprechend tritt diese spezielle Vergiftung fast ausschließlich in Nord- und Ostaustralien auf. 

Die Irukandji Quallen sind im Wasser kaum zu erkennen – das Gift kann das gefürchtete Irukandji-Syndrom auslösen.
Bild: GondwanaGirl (Wikipedia)

Wie gefährlich sind portugiesische Galeeren?

Zu Beginn ein Nerd-Fact: Die portugiesische Galeere, auch Blue Bottle oder Physalia genannt, ist eigentlich gar keine Qualle. Denn anders als Quallen besteht die portugiesische Galeere aus einer ganzen Kolonie kleiner Polypen. Ebenso verrückt ist ihre Lebensweise. Sie treiben, getragen von einem Luftsack mit einem Segel, an der Meeresoberfläche und ziehen ihre langen Tentakel hinter sich her. Alles was sich in den Gifttentakeln verfängt wird gelähmt und in Richtung Verdauungsorgane befördert: Kleine Fische, Plankton und Shrimp. Bei Gefahr lassen die portugiesischen Galeeren die Luft aus dem Luftsack und sinken rasch abwärts. Ansonsten haben sie keine Möglichkeit zur Fortbewegung. Das führt dazu, dass bei auflandigem Wind ganze Schwärme in Richtung Ufer getrieben werden können. 

Portugiesische Galeeren liegen auf dem Sand. Portugiesische Galeeren können auch an Land einen schmerzhaften Quallenstich auslösen.
Manchmal stranden ganze Schwärme von portugiesischen Galeeren.
Bild: Peiner1 (Wikipedia)

Bei einem Stich kommt es zu starken Schmerzen und roten Striemen, die an Peitschenhiebe erinnern. Es wird angenommen, dass durch die starken Schmerzen bereits Menschen ertrunken sind. Normalerweise lassen die Schmerzen nach wenigen Stunden nach, häufig halten sie jedoch für wenige Tage an. In seltenen Fällen kann das Gift eine allergische Reaktion auslösen. Insbesondere bei großflächigen Stichen ist das Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen erhöht. Dokumentierte Todesfälle sind allerding sehr selten. 

Die giftigen Lebewesen kommen im Atlantik, Pazifik und indischen Ozean vor – auch wenn die pazifische Unterart etwas kleiner ist. Am häufigsten kommen sie in tropischen und gemäßigten Gewässern vor. Doch auch an der französischen Atlantikküste und ähnlichen Surfspots kannst du auf sie treffen.

Das Bild zeigt eine portugiesische Galeere am Strand. Die portugiesische Galeere sieht schön aus - sie kann aber einen schmerzhaften Quallenstich auslösen.
Auch am Strand kann die portugiesische Galeere einen schmerzhaften Stich verursachen.

Behandlung: Was tun bei einem Quallenstich?

Hier wird es etwas kompliziert. Denn je nach Quallenart unterscheidet sich die korrekte Erste-Hilfe. Im Folgenden erfährst du, wie du Quallenstiche durch verschiedene Quallenarten behandeln kannst.

Gut zu wissen: Obwohl Quallenstiche sehr häufig sind, gibt es nur wenige gute Studien zur richtigen Behandlung. Nach ausführlicher Recherche sind im folgenden die Behandlungen aufgeführt, die relativ gut untersucht sind und sicher erscheinen. Die Empfehlungen sind angelehnt an die Leitlinien der Australischen Lebensretter Gesellschaft (Australian Resuscitation Council, ARC). Diese Empfehlungen decken sich gut mit der aktuellen wissenschaftlichen Literatur zur Behandlung von Quallenstichen.

Behandlung: Quallenstich durch Würfelqualle, Feuerqualle, Leuchtqualle

Nesselzellen mit Essig deaktivieren

Die betroffene Region sollte zuerst mit reichlich Essig gespült werden – ca. 30 Sekunden lang. Denn durch den niedrigen pH-Wert können die Nesselzellen deaktiviert werden. An australischen Stränden liegt häufig Essig zur Erste-Hilfe bereit. Für Essig besteht die beste Datenlage zur Deaktivierung von Nesselzellen. Wichtig: Alkohol, Süßwasser oder Urin sollten unbedingt vermieden werden, denn hierunter wurde eine massive Aktivierung von Nesselzellen beobachtet.

Ein Schild am Strand weist auf Essig zur Behandlung von Quallenstichen hin. Denn in Nordaustralien ist die gefürchtete Würfelqualle zu Hause.
An Stränden in Nordaustralien liegt Essig zur Behandlung von Quallenstichen bereit.
Bild: Michael Coghlan (Wikipedia)

Haut reinigen und Tentakelreste entfernen

Um Tentakelreste zu entfernen, sollte anschließend die betroffene Stelle gründlich mit Meerwasser abgespült werden. Danach sollten zurückgebliebene Tentakelreste mit den Fingern oder einer Pinzette entfernt werden – die Haut an den Handflächen und Fingerspitzen ist in der Regel dick genug und kann nicht durchstochen werden. Übrigens: Entgegen der verbreiteten Empfehlung sollten keine Kreditkarten oder ähnliches verwendet werden, um die Reste abzukratzen. Das kann zu einem weiteren Platzen der Nesselzellen führen.

Gegengift Quallenstich

Gegen die gefürchtete Seewespe Chironex fleckeri gibt es ein Gegengift. Im nördlichen Australien haben die Rettungskräfte dieses vorrätig.

Es gibt ein Gegengift gegen den Quallenstich durch die große Würfelqualle Chironex fleckeri. Das Bild zeigt eine Spritze.
Zur Behandlung einer Vergiftung durch die Würfelqualle Chironex fleckeri gibt es ein Gegengift.

Behandlung: Quallenstich durch Portugiesische Galeere (Blue Bottle)

Haut reinigen und Tentakelreste entfernen

Bei dieser Quallenart sollte die Behandlung mit der Entfernung von Tentakelresten begonnen werden. Um Tentakelreste zu entfernen, sollte die betroffene Stelle gründlich mit Meerwasser abgespült werden. Auch hier gelten die gleichen Regeln: Auf keinen Fall Süßwasser oder Alkohol verwenden, Kratzen mit einer Kreditkarte oder ähnlichem vermeiden. Tentakelreste können mit den Fingern oder einer Pinzette entfernt werden – die Haut an den Handflächen und Fingerspitzen ist in der Regel zu dick und kann nicht durchstochen werden. Daher besteht keine große Gefahr für Ersthelfer.

Gift deaktivieren

Bei einem Stich durch eine portugiesische Galeere (Blue Bottle) sollte die betroffene Region nach dem Reinigen in ein heißes Wasserbad getaucht werden. Das Wasser muss etwa 40-45°C heiß sein, um zu wirken. Achtung: Betroffene bemerken oft nicht, wenn das Wasser zu heiß ist, da das Temperaturempfinden aufgrund der Schmerzen verändert ist. Das kann zu Verbrühungen führen. Deshalb sollte immer zuerst eine gesunde Person testen, ob die Temperatur erträglich ist. Das Wasserbad sollte für mindestens 15 Minuten angewendet werden.

Eine portugiesische Galeere liegt auf schwarzen Steinen. Nicht bei jedem Quallenstich lässt sich so gut erkennen, um welche Quallenart es sich handelt.
Nicht bei jedem Quallenstich lässt sich so gut erkennen, um welche Quallenart es sich handelt.

Quallenart unbekannt?

Jetzt wo du weißt, wie du theoretisch vorgehen kannst, bleibt nur ein Problem: Was für eine Qualle war überhaupt der Übeltäter? Häufig lässt sich nämlich nicht genau sagen, welche Qualle verantwortlich war. Regionale Besonderheiten und ein gutes Wissen über das Aussehen von verschiedenen Quallen können helfen – dennoch bleiben häufig Zweifel.

In diesen Situationen empfiehlt die Australische Lebensretter Gesellschaft in australischen Gewässern die Verwendung von Essig – vor allem in den Tropen. Denn die dort heimischen Würfelquallen sind besonders gefährlich. Die versehentlich falsche Verwendung von Essig bei Stichen durch die portugiesische Galeere wird billigend in Kauf genommen, um jede schwere Vergiftung durch eine Würfelqualle richtig zu behandeln.

Medikamente

Bei starken Schmerzen können Schmerzmedikamente helfen. Einige Schmerzmedikamente, wie zum Beispiel Ibuprofen, können zusätzlich die Entzündungsreaktion eindämmen.

Bei der Einnahme von Medikamenten müssen immer die Risiken und Nebenwirkungen beachtet werden.

Allergische Reaktion / Allgemeine Vergiftungszeichen

Wenn neben der Reaktion im Bereich der Einstichstelle Zeichen einer allergischen Reaktion oder allgemeine Vergiftungszeichen auftreten, sollte möglichst rasch medizinische Hilfe gerufen werden. Bei einer schweren allergischen Reaktion kann ein Allergie Notfall-Pen (Adrenalin-Pen) zum Einsatz kommen. 

Bis der Notarzt eintrifft oder Betroffene im Krankenhaus sind, können einige Maßnahmen helfen:

Enge Kleidung – wie ein Neoprenanzug – sollte ausgezogen werden. Bei Atemnot hilft meist eine sitzende Haltung und bei Schwindel ist es sinnvoll, die Beine hochzulegen. Bewusstlose Betroffene sollten in die stabile Seitenlage gebracht werden. Außerdem müssen dann Atmung und Puls überwacht werden, um sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen zu können.

Mythos: „Wundermittel Urin bei einem Quallenstich“

Wer „Quallenstich“ bei Google eingibt, dem wird sofort „Urin“ als weiterer Suchbegriff vorgeschlagen. Denn Urin eilt der Ruf als Wundermittel bei einem Quallenstich voraus. Dabei ist mittlerweile nachgewiesen, dass Urin einen Quallenstich sogar verschlimmern kann. Denn Urin führt zu einer starken Aktivierung der Nesselzellen – keine gute Idee. Bleibt nur eine Frage: Warum hält sich dieser Mythos so hartnäckig?

Vorbeugung: Wie kann ich einen gefährlichen Quallenstich verhindern?

Know before you go

Eine gute Vorbereitung kann dir viel Ärger ersparen. Die Gefahr eines Quallenstichs hängt nämlich maßgeblich von Faktoren wie Jahreszeiten, Mondphasen, Windrichtung und Quallenblüten ab. So besteht im australischen Sommer ein erhöhtes Risiko für Quallenstiche durch die gefürchtete Würfelqualle. Und in Hawai’i hängen nicht nur die Tiden, sondern auch das Risiko für Würfelquallenstiche von den Mondphasen ab: Ca. 8-10 Tage nach dem Vollmond besteht für wenige Tage ein besonders hohes Risiko. Daher gibt es dort einen extra „Box Jellyfish Calendar“, auf dem sich Surferinnen und Surfer informieren können. 

Neben dem Wissen über diese Phasen hoher Quallenaktivität lohnt sich ein Blick in die lokalen Zeitungen. Relevante Quallenblüten schaffen es meistens in die Lokalpresse.

Die pazifischen Verwandten der portugiesischen Galeere werden Blue Bottles genannt. Werden sie in großer Zahl angespült besteht ein erhöhtes Risiko für Quallenstiche.
Blue Bottles, die kleinen pazifischen Verwandten der portugiesischen Galeere, werden häufig in großer Zahl angespült.
Bild: D. Gordon, E. Robertson (Wikipedia)

Du hast mitbekommen, dass der Küstenabschnitt gerade ein Problem mit portugiesischen Galeeren hat und möchtest trotzdem surfen? Dann kannst du eine Thermoskanne mit 40-45° heißem Wasser und eine wasserdichte Plastiktüte mit zum Strand nehmen, um ein heißes Wasserbad improvisieren zu können.

Außerdem lohnt sich immer der Kontakt zu den Locals. Denn die wissen bekanntlich am besten, welche Gefahren im Ozean lauern und geben gerne Auskunft – schließlich haben sie wenig Lust, den nächsten Touristen aus dem Wasser zu retten.

Schutzkleidung

Je größflächiger der Kontakt zu den Nesselzellen, desto unangenehmer und gefährlicher ist der Quallenstich. Daher ist der beste Schutz das Tragen von Kleidung, die deine Haut abschirmt. In Nordaustralien sind sogenannte Stinger Suits weit verbreitet. Die Suits aus dünnem Stoff bedecken den ganzen Körper und lassen nur das Gesicht frei. Vielen Surferinnen und Surfern ist das etwas zu viel des Guten. Doch auch langärmlige Lycras, Rashguards oder Wetsuits schützen bereits viel Körperoberfläche – mit entsprechendem Lichtschutzfaktor kannst du dich so auch vor der schädlichen tropischen UV-Strahlung schützen.

Das Bild zeigt eine Welle in den Tropen. Quallenstiche in den Tropen sind besonders gefährlich.
In den Tropen schützt dich ein langärmliges Shirt nicht nur vor der Sonne sondern auch vor Quallenstichen.

Surfbuddies

Okay – damit verhinderst du keinen Quallenstich. Trotzdem ist es sinnvoll mit Surfbuddies zu surfen. Denn im Fall einer gefährlichen Reaktion hast du jemanden, der den Rettungsdienst alarmieren oder erste Hilfe leisten kann. Alle in deiner Crew kennen sich mit Erste Hilfe aus? Umso besser. Wenn die Erste Hilfe Skills noch ausbaufähig sind: Surfing Medicine International (SMI) bietet mit dem Basic Surf Life Support Kurs (BSLS) erste Hilfe Kurse speziell für Surferinnen und Surfer an.

Reiseapotheke

Eine Reiseapotheke sollte in keinem Surfurlaub fehlen.

Wahrscheinlich schreckt dich der Gedanke ab, immer eine Flasche Essig mitzuschleppen. Doch gerade an abgelegenen Surfspots in tropischen Gewässern kann es durchaus sinnvoll sein sich vorzubereiten – aufgrund des hohen Gewichts von Flüssigkeiten eine schwierige Abwägung. 

Außerdem solltest du nicht-verschreibungspflichtigen Schmerzmedikamente in deiner Reiseapotheke haben, um die Schmerzen lindern zu können. Beachte bei Medikamenten immer die Risiken und Nebenwirkungen.

Eine Ärztin oder ein Arzt mit der Fortbildung Reisemedizin kann dir helfen, eine Reiseapotheke angepasst an dein Reiseziel zusammenzustellen.

Vorsorge bei Allergie

Du hattest in der Vergangenheit bereits schwere allergische Reaktionen? Dann sollte ein Allergie-Pen (Adrenalin-Pen) dein ständiger Begleiter auf deinen Surftrips sein. Wichtig: Im Hotelzimmer bringt der Notfall-Pen wenig und auch deine Freunde sollten wissen wie man den Stift benutzt. 

Wenn du kein Allergie-Notfallset hast, aber schon einmal eine schwere allergische Reaktion hattest, solltest du dich ärztlich dazu beraten lassen.

Quellen

Leitlinien des Australian Resuscitation Council

Singapore First Aid Guidelines 2021

L. Li, Interventions for the symptoms and signs resulting from jellyfish stings, Cochrane Database Syst Rev. 2013

A. Yanagihara et al, Experimental Assays to Assess the Efficacy of Vinegar and Other Topical First-Aid Approaches on Cubozoan (Alatina alata) Tentacle Firing and Venom Toxicity, Toxins (Basel), 01/2016

J. Nomura et al, A randomized paired comparison trial of cutaneous treatments for acute jellyfish (Carybdea alata) stings, Am J Emerg Med, 11/2002

L. Cegolon et al, Jellyfish stings and their management: a review, Mar Drugs, 2013

Dieser Beitrag behandelt ein Gesundheitsthema und dient allein der Informationsvermittlung. Er darf nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden und ersetzt in keiner Weise die individuelle Diagnose und Therapieempfehlung durch einen Arzt. Bitte beachte auch den Gesundheits- und Rechtshinweis und suche bei Gesundheitsproblemen immer einen Arzt auf.